Der "Club der toten Autos" ...
... so hätte einst die Ansammlung von Autos heißen können, die auf dem "Historischen Autofriedhof Gürbetal" ihr Dasein fristeten.
Seit über 30 Jahren standen die Fahrzeuge dort für immer still. Aber im September 2009 war Schluss mit "Rust in Peace".
Die Behörden hatten keinen Sinn für Rost-Romantik und ignorierten jegliches öffentliche Interesse. Folglich wurden die malerischen Autowracks am 19. September versteigert. Die letzte Ruhe der Oldtimer wurde durch die Hammerschläge des Auktionators gestört, anschließend wurden sie ihrem Parkplatz für die Ewigkeit entrissen. Glücklicherweise fanden sich für 537 von 795 angebotenen Fahrzeugen neue Besitzer. Mit etwa 12.500 Euro erzielte ein Mercedes 190 SL den höchsten Preis. Nicht verkaufte Fahrzeuge wurden entsorgt.
Damit verlor die Schweiz eine echte Attraktion und Besitzer Franz Messerli einen jahrelangen Kampf gegen die Behörden. Der Autofriedhof existierte seit Mitte der 70er Jahre. Damals entsprach das Gelände von Franz Messerli allen geltenden gesetzlichen Vorschriften für Autoverwerter. Der Platz hatte sich über Jahre mit mehreren Hundert Automobilen gefüllt, deren Autoleben durch einen schweren Defekt oder Unfall schlagartig beendet war. Keiner wollte diese Autos oder Ihre Teile seinerzeit haben. Es war also schwer Geld damit zu machen. Zum Verschrotten waren sie aber auch zu schade. Und so fanden diese Autos bei Herrn Messerli ihre letzte Ruhe.
Spätestens ab Mitte der 90er Jahre hätte Messerli mit dem Verkauf von Teilen sicher einige Franken verdienen können. Aber er wollte die Autos nicht ausschlachten. Er lebte von Verwertung jüngerer Fahrzeuge und ließ seinen Schatz unberührt. Unversehrt blieben die Autowracks trotzdem nicht. Nicht wenige Teile wurden gestohlen. Glücklicherweise sind die meisten Wracks noch überwiegend komplett und stehen fast genau so da, wie sie damals abgestellt wurden.
Nach einem Urteil des Verwaltungsgericht des Kantons Bern vom Juli 2006 sollte der Autofriedhof bis Mitte 2009 geräumt und saniert sein. Daraufhin veranstaltete Franz Messerli im Sommer 2007einen Tag der offenen Tür. Über 10.000 Besucher kamen und staunten. Mehrere Hundert Fahrzeugwracks - neben ein paar Vorkriegsmodellen überwiegend aus den 50er, 60er und 70er Jahren - boten einen faszinierenden Mix aus Automobilgeschichte, Zeitgeschichte und Vergänglichkeit. Wohl selten passte die Bezeichnung "Autofriedhof" besser als hier. Die meisten Besucher verfielen in ehrfürchtiges Schweigen. Zu beeindruckend war das Gesehene, zu ergreifend die Atmosphäre.
Über 3000 Personen sprachen sich für den Erhalt des Autofriedhofs aus. Einige waren sogar als Gönner dem Förderverein "Historischer Autofriedhof Gürbetal" beigetreten. Alle Gönnerbeiträge wurden für den Erhalt des Autofriedhofs eingesetzt. Die letzte Hilfsaktion war eine nationale Kunstausstellung, die vom 31. Mai bis Ende Oktober in Kaufdorf stattfand. Organisiert vom Künstler Heinrich Gartentor sollten mit ihr noch mehr Menschen für den Autofriedhof begeistert werden. Die Eintrittsgelder sollten die Ausstellung selbst und im günstigsten Fall auch bevorstehende Prozesse, Gutachter und Anwälte finanzieren.
Doch die Tage des Autofriedhofs waren gezählt. Auch seine Einzigartigkeit konnte den Autofriedhof im Gürbetal nicht mehr retten können. Ein letzter Aufschub ermöglichte die Auktion im September.